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Militärgeschichte

Unmittelbar am Fuß des südlichen Wallrestes (später Schwedenschanze genannt) liegt die kleine ‚Hunnenquell’, die letzte der ehemals zahlreichen Quellen im Bereich des Bienitz.

In der Zeit nach 900 fielen die Ungarn in Mitteleuropa ein. Erst Sachsenkönig Heinrich I. vermochte ihnen Widerstand entgegenzusetzen. Bei Riade, einem untergegangenen Ort zwischen Lützen und Bad Dürrenberg, oder in der Nähe der Unstrut schlug er 933 die Ungarn, mir denen sich die sorbischen Stämme zum Teil verbündet hatten, weil sie annahmen, sich unter deren Einfluss gegen die Eroberung von Weste her besser schützen zu können. So hatten sich die Ungarn, die vom Volk „Hunnen“ genannten wurden, vor der Schlacht u.a. auch in der Schkölener Wallanlage festgesetzt, die deshalb heute noch „Hunnenschanze“ heißt. Einer Sage zufolge soll nach der Schlacht ein schwerverletzter Stammesfürst, der „Hunnenkönig“, an der Quelle am Bienitz noch sein Pferd getränkt haben, dann aber seinen Verletzungen erlegen und auf dem Bienitzrücken, auf dem Pferd sitzend, bei Fackelschein begraben worden sein. So kam es zum Namen „Hunnenquelle“.

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) war der dicht bewaldete Bienitz mehrfach Zufluchtsort der Bevölkerung der umliegenden Dörfer. Die Reste einer sorbischen Wallanlage, bekannt unter dem Namen „Schwedenschanze“. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg zeitweilig von den Schweden genutzt. Inzwischen sind nur noch ein paar Konturen der Anlage erkennbar. Ihre Südflanke bildeten, damals nicht leicht zugängig, immer der Zschampert und seine sumpfigen Wiesen. Auch im Südosten, am Anstieg zum Sandberg, umfloss den Wall ein Quellbach, noch heute weist ein kleines Feuchtbiotop am Nordrand der B 181 darauf hin.

General Wrangel zum Beispiel lagerte mit etlichen Regimentern im Dezember 1645 in und vor Rückmarsdorf und kurz darauf ei Oberst Krause und ein Generalleutnant Königsmarck. Zum anderen ist belegt, dass 1706/1707 die strategisch günstig liegende Walleinrichtung durch den Schwedenkönig Karl XII zur Überwachung der Verbindung von und nach Leipzig gedient hat, als er bis zum Friedensschluss am 24. September 1706 sein Quartier im 8 km entfernten Schloß von Altranstädt bezogen hatte. Mit dem Blick der Beobachter über die Senke am Zschampert hinweg hätten von der Schanze aus alle eventuellen Bewegungen der sächsischen Armee bemerkt und Gegenmaßnahmen getroffen werden können.

Später ist die Schwedenschanze möglicherweise noch einmal militärisch in Anspruch genommen worden, als sich das Lager des sächsischen Grafen Rutowski, dessen Hauptquartier 3 km entfernt in Gundorf lag, in Erwartung des Angriffs der Preußen vom 14. Juni bis 20. August 1745 am „Zschampert“ befand. Ehe es zum Kampf kam, zogen sich die Sachsen nach Osten zurück.

Im Frühjahrsfeldzug der Verbündeten gegen Napoleon spielten die „Sandberge“ vom Bienitz bis zum Wachberg eine entscheidende Rolle.

General Friedrich von Kleist hatte am 2. Mai 1813 den Auftrag vom Friedrich Wilhelm III. übernommen, die vom Westen heranrückende franz. 16. Infanterie-Division unter General Nicolas Joseph Maison, an der Spitze des 5. Korps unter General Jacques Alexandre Law de Lauriston bei ihrem geplanten Einmarsch nach Leipzig so lange wie möglich aufzuhalten. Mit nur 5000 Mann weit unterlegen operierte Kleist mit taktischem Geschick so, dass seine Truppe bei nur ganz geringen Verlust die Franzosen eine Zeitlang an ihrem Vormarsch hinderte, so dass diese Leipzig erst später erreichten und die von ihnen geplante  Beeinflussung der am gleichen Tag bei Großgörschen tobenden Schlacht zugunsten Napoleons nicht mehr möglich war. Damit entstanden indirekt günstige Voraussetzungen für die Verbündeten, für ihren 5 ½ Monate später erfochtenen Sieg über die Franzosen in der Schlacht bei Leipzig.

So hatte sich am Bienitz und Wachberg in gewisser Weise bereits ein Stück Weltgeschichte entschieden.

1891 kaufte der König von Sachsen ein Teil des Bienitz auf und lässt in Nord-Süd-Richtung Schießstände mit fünf Meter hohen Wällen in einer Länge bis zu rund 300 m anlegen. Nach und nach wird mehr als ein Drittel des Bienitz zum Militärgelände, das noch mehrere Male im Laufe des 20. Jahrhunderts um- und ausgebaut wird. 1914 werden die Schießstände in östlicher Richtung erweitert; erneut wird Wald eingeschlagen. Dazu kam an den Südrand auch ein Pferdestall der Ulanen, der erst 1986 abgerissen wurde. 1935 – 1939 wurden die Schießstande von der Hitlerwehrmacht nochmals ausgebaut. Dieser Bienitzteil wurde bis 1989 militärisch genutzt.

Genau 100 Jahre lang sind die Bewohner der umliegenden Ortschaften und die  Spaziergänger im Bienitz dem Schießlärm und den mit der militärischen Nutzung verbundenen Gefahr ausgesetzt. Auch die seit 1908 bestehenden Ausflugsgaststätte „Kurhaus“ in idyllischer Lage am östlichen Rande des Bienitzwaldes, die auch einen Café-Garten besaß und an den Wochenenden stets sehr gut besucht war, verlor unmittelbar neben den Schießständen viel von ihrer Bedeutung und wurde 1950 geschlossen.

Ei besonders trauriges Kapitel ist, dass im Zweiten Weltkrieg nicht nur Schießübungen durchgeführt wurden, sondern hier auch von den Leipziger Militärgerichten zum Tode verurteilte Wehrmachtsangehörige erschossen wurden. Es wurden Urteile wegen Wehrkraftzersetzung, Fahnenflucht oder Selbstverstümmelung vollstreckt.

Für diese Opfer der NS-Militärjustiz wurde im Herbst 2001 ein Gedenkstein an der „Alten Wache“ aufgestellt.

Der Gedenkstein, ein Findling aus Granit, hat auf einer Bronzetafel folgende Inschrift:

ZUR ERINNERUNG

AN DIE OPFER DER NATIONALSOZIALISTISCHEN MILITÄRJUSTIZ

DIE IN DEN JAHREN VON 1940 BIS 1944

AUF DEM EHEMALIGEN MILITÄRSCHISSPLATZ BIENITZ

WEGEN FAHNENFLUCHT, WEHRKRAFTZERSETZUNG ODER SELBSTVERSTÜMMELUNG

HINGERICHTET WORDEN SIND

1997 kaufte die Gemeinde Bienitz das Flurstück 337/2 mit einer Fläche von 24,6 Hektar. Mit Fördermitteln der Europäischen Gemeinschaft erfolgte ab 1998 der Rückbau der militärischen Anlagen, die Rekultivierung des Geländes und die Sanierung von zwei historischen Gebäuden. Die dazu erforderlichen umfangreichen Arbeiten wurden im Herbst 2001 erfolgreich abgeschlossen. Über 2 Millionen Deutsche Mark (über 1 Million Euro) kosteten diese Arbeiten. Damit wurde auch dieser Teil des Bienitzwaldes der Natur und den Burghausenern zurückgegeben.

Die zu den einzelnen Schussbahnen gehörigen Bauwerke, wie Aufprallmauern, Sicht- und Splitterschutzblenden, wurden abgerissen; ebenso die Außenanlagen und fast alle Gebäude im Objekt. Dazu gehörten: die große Freiluftanlage (Schleppdach) für Fahrzeuge, Lager- und Unterstellschuppen, das splittergeschützte Funkgebäude mit Anbau, die Funkmasten, einige Schulungsobjekte sowie leichte Bauwerke aus Holzkonstruktionen mit Blech- und Bitumenverkleidung.

Einbezogen war auch eine Kampfmittel- und Schadstoffbeseitigung.

Als historische Gebäude wurden saniert:

  • die „Alte Wache“ (9,0 m x 8,2 m , 9,0 m hoch; mit 664 m3 umbauter Raum) und
  • die „Neue Wache“ (12,0 m x 8,0 m, 6,0 m hoch; mit 768 m3 umbautem Raum), hier jedoch nur das Hauptgebäude ohne den ursprünglichen Anbau der Mannschaftskanine.

Alle anderen Gebäude und Einrichtungen wurden beseitigt. Auch die Umzäunung wurde vollständig abgebaut. In den letzten Jahren hat die Natur bereits vieles zurück erobert.

Am 19. Dezember 2001 wurden die beiden denkmalgeschützten Gebäude vom Leipziger Grünflächenamt, welches das Gelände verwaltet, an die zukünftigen Nutzer übergeben. Die „Alte Wache“ an den Heimatverein Burghausen und die „Neue Wache“ an den Indianistik-Club „Ahwigacha“ Burghausen.

Die „Alte Wache“ bietet dem Heimatverein Arbeits- und Ausstellungsmöglichkeiten. In wechselnden Ausstellungen kann hier auf die Geschichte des Bienitz als Naturdenkmal und seine Nutzung als Schießplatz eingegangen werden. Solche „objektnahen“ Ausstellungen zu Natur, Entstehung und Geschichte des Bienitz können mit Vorträgen und Veranstaltungen verbunden werden.

Im Erdgeschoß der „Neuen Wache“ hat der Indianistik-Club „Ahwigacha“ Burghausen sein neues Domizil gefunden, nachdem die Blockhütte am Rande des Bienitz (auf dem Rodelbahngelände) 1997 durch Brandstiftung niederbrannte. Nun soll sich hier wieder reges indianisches Vereinsleben entwickeln. Auch „Tage des offenen Tipis“ sollen stattfinden.

 

 

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